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Wappen der heute kreisfreien Stadt Delmenhorst. Schiefergedeckter
Zinnenturm mit Pechnasen vor den Wellen der Delme, der „blaue Turm“ der
einstigen Burg Delmenhorst. Seit 1463 bezeugt, in heutiger Form- und
Farbgebung seit 1913. (Nach Manfred Furchert: Oldenburgisches
Wappenbuch, Band 1, Oldenburg 2003, S. 15.) Das historische Land Oldenburg besteht heute im wesentlichen aus sechs Landkreisen und drei kreisfreien Städten (Übersicht auf Seite Landesteile), an denen man sich bei geschichtlichen Fragestellungen leicht orientieren kann. Zum Vergleich siehe die historischen Verwaltungsgliederungen etwa des Delmenhorster Stadtraumes im Wandel der Zeiten. Nachfolgend sind auch einige moderne Informationen über die gegenwärtige kreisfreie Stadt aufgeführt, die aber nicht eigentlicher Gegenstand der Betrachtung ist, sondern nur den Rahmen dafür bietet. Lage
Die kreisfreie Stadt Delmenhorst liegt im
mittleren Westteil des deutschen Bundeslandes Niedersachsen. Sie grenzt
innerhalb des alten Oldenburger Landes an die Landkreise
Oldenburg und
Wesermarsch sowie außerhalb im Südosten
an den Landkreis Diepholz und im Nordosten an Stadt und Bundesland
Bremen (vgl.
Kreisübersicht). Die nächsten zumeist größeren Städte sind nach
ungefährer Luftlinienentfernung: Stuhr (kleiner Ort, jetzt Landkreis
Diepholz) 8 km östlich, Wildeshausen 21 km südwestlich,
Oldenburg 30 km westlich, Brake 32 km
nördlich, und außerhalb des Oldenburger Landes: Bremen 12 km östlich,
Diepholz 52 km südwestlich, Leer 81 km westlich, Bremerhaven 54 km
nördlich.
Kreisfreie Stadt Delmenhorst. (Ausschnitt aus:
Bezirkskarte 1 : 200.000, Niedersachsen mit Gemeindegrenzen,
Regierungsbezirk Weser-Ems, Hrsg. Landesvermessung und
Geobasisinformation Niedersachsen (LGN), 4. und [nach Auflösung der
Bezirksregierungen] letzte Auflage, Hannover 1997, nicht mehr im
Kartenhandel erhältlich. Zur Wahrung der Urheberrechte an gegenwärtigen
topographischen Einzelheiten ist die starke Verkleinerung auf ca. 10%
der Originalgröße unumgänglich (Ortsdetails sind nicht erkennbar,
Kartenausschnitt kann nicht vergrößert werden).
Bearbeitet von Martin Teller, Oldenburg, Oktober-Dezember 2006. – Einen
genaueren Einblick in die heutige Siedlungsgeographie der Kreise und
kreisfreien Städte bietet die zur Anschaffung empfohlene und regelmäßig
neu aufgelegte
zweiteilige
Regionalkarte von Oldenburg der LGN im Maßstab 1 : 100.000. Natur- und Kulturlandschaft
Obwohl die geographische Landschaft
Delmenhorster Geest nach der gleichnamigen Stadt benannt wurde, liegt
diese doch nur mit ihrem Teil westlich der Delme selbst darin. Abgesehen
von den nördlichsten Stadtteilen zwischen Neuendeel und Deichhausen, die
der Landschaft Wesermarsch zuzuordnen sind, befindet sich der Hauptteil
des städtischen Grundes auf der Syker Geest bzw. in deren Teillandschaft
der niedrigeren Vorgeest am Rande zu Stedingen auf dem linken Weserufer
gegenüber Bremen. (Vgl. Landschaften Nr. 5 und 2 unter
Geographie.) Der städtische Anteil der Delmenhorster Geest
fällt von 20 m im Südwesten bis unter 4 m im Nordosten ab, der nördlich
anschließende Teil der Wesermarsch fällt weiter auf Höhen um einen Meter
über NN. Die stadtdelmenhorster Vorgeest liegt an ihrem südlichsten
Punkt in Adelheide bei 17,70 m, erreicht in den benachbarten Stadtteilen
Brendel und Anneheide die 10 m-Linie und fällt dann ebenfalls nach
Nordosten auf Höhen um 2 m ab.
Zu den Beispielen bemerkenswerter
Kulturdenkmäler des Stadtraums zählen vor allem die Graftanlagen mit der
Burginsel. An diesem historischen Siedlungskern der Stadt befand sich
einst ein befestigter Hof („Horsthof“), der seit 1247 zu einer
gräflichen Wasserburg erweitert und im 16. Jahrhundert zu einem
landesherrlich-repräsentativen Renaissanceschloß ausgebaut wurde, bis
man dieses ab 1711 demontierte und zuletzt 1787 auch den Schloßturm
abriß, den sogenannten „Blauen Turm“, der inzwischen Wappenzeichen der
Stadt geworden war. Seit 1906 wurde das Gelände zu einer von den
ehemaligen Befestigungsgräben Innengraft und Außengraft durchzogenen
Parkanlage umgestaltet, die 1979 um das ehemalige gräfliche Gartenhaus
von 1723 aus dem Gut Weyhausen erweitert wurde, das am Eingang der
Burginsel wieder aufgebaut wurde. Auf der Insel selbst zeigen
Bodenmarkierungen den Grundriß des alten Schlosses an. Die Stadtkirche
aus dem 17. und 18. Jahrhundert, deren Turm zuletzt 1908 aufgestockt
wurde, enthält die Gruft der Grafen von (Oldenburg-)Delmenhorst. Die
einstige Dorfkirche St. Laurentius im Stadtteil Hasbergen wurde 1380
geweiht und später mehrfach umgebaut. In Hasbergen steht auch eine alte
Wassermühle, in der ein Museum zur Geschichte dieser Mühle eingerichtet
ist. Die bis in das Jahr 1870 zurückreichende Industriegeschichte der
Stadt wird repräsentiert durch die ehemalige Norddeutsche Wollkämmerei
und Kammgarnspinnerei, deren nördlich der Innenstadt gelegener
großflächiger Komplex heute aus denkmalgeschützter historischer
Fabrikarchitektur und moderner Bebauung besteht. Darin befindet sich
unter anderem das Nordwestdeutsche Museum für Industriekultur „Nordwolle
Delmenhorst“. Das Gelände war mit mehreren Projekten Außenstandort der
Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Die Backsteinbauten der Nordwolle
gehören zu den großen Denkmälern der deutschen Industriegeschichte und
sind charakteristisch für das Stadtbild. Letzteres trifft auch auf den
denkmalgeschützten 1912-1914 erbauten Rathauskomplex am Delmenhorster
Marktplatz zu, in den der 44 m hohe und schon 1910 fertiggestellte
Wasserturm mit Aussichtsplattform einbezogen wurde. Die ebenfalls am
Marktplatz liegende Markthalle wurde 1919-1920 errichtet. Weitere
kulturelle Institutionen sind unter anderem die städtische Galerie im
Haus Coburg und die Museumseisenbahn „Jan Harpstedt“, die von Harpstedt
im Landkreis Oldenburg über Delmenhorst
nach Lemwerder in der Wesermarsch
fährt.
Quelle für zeitgenössische Inhalte von Tabelle und
Texten: Wikipedia und andere Nachschlagewerke, bearbeitet und ergänzt
vom Verfasser. Wirtschaft und Infrastruktur Die Stadt Delmenhorst liegt am östlichen Rand innerhalb des Oldenburger Landes und zugleich im Wirtschaftsraum Bremen. Die bremischen Unterweserhäfen, das Container-Terminal und der internationale Flughafen Bremen befinden sich nur wenige Fahrtminuten entfernt. Dadurch ergibt sich eine sehr gute Anbindung an regionale wie überregionale Verkehrsströme und sogar an europäische Hauptverkehrswege. Daher haben etliche namhafte Betriebe ihren Stammsitz in Delmenhorst genommen. Bedeutende Unternehmen in der Stadt sind z.B. die Maschinenbaufirma Atlas-Terex GmbH (bis 2002 Atlas Weyhausen), der Linoleum- und Fußbodenbelaghersteller Armstrong DLW, das einzige Linoleumwerk in Deutschland, weiter die Fleisch- und Wurstwarenfabrik Könecke, die Firma Heimfrost-Tiefkühlkost sowie die Modefirma delmod international. Die Hauptbahnlinie, die Delmenhorst in west-östlicher Richtung quert, ist die Verbindung zwischen der Stadt Oldenburg und Bremen, die als erste Bahnlinie des Landes Oldenburg im Jahre 1867 angelegt wurde. Eine andere wichtige Strecke führt über Wildeshausen und Vechta in den Landkreisen Oldenburg und Vechta und über das außeroldenburgische Bramsche nach Osnabrück. Eine Nebenlinie, die von einer Güter- und Museumsbahn betrieben wird, läuft von Delmenhorst nördlich bis Lemwerder im Landkreis Wesermarsch und südlich nach Harpstedt im Landkreis Oldenburg. Die von Dortmund bzw. dem Ahlhorner Dreieck kommende Autobahn 1 tangiert die Stadtgrenze im Süden und führt weiter in die südliche Stadt Bremen, die von Oldenburg kommende A 28 läuft dagegen über Delmenhorster Stadtgebiet bis ins Zentrum Bremens östlich der Weser. Eine Bundesstraße zur Verbindung beider Autobahnen im Südosten Delmenhorsts wird derzeit zur Autobahn ausgebaut. Der im II. Weltkrieg betriebene Militärflugplatz im südwestlichen Stadtteil Adelheide wurde 1945 zerstört. Einen zivilen Flugplatz besitzt Delmenhorst nicht, aber in allen vier Himmelrichtungen liegen benachbart größere und kleinere Flugplätze: im Osten der internationale Flughafen Bremen, im Norden der Flugplatz des Airbuswerks Lemwerder, im Westen ein kleinerer in Ganderkesee, und im Süden an der Stadtgrenze zu Adelheide ein Segelflugplatz.
Stadtkreisgeschichte
Raum der modernen kreisfreien Stadt Delmenhorst im
Jahre 1856, östlich noch mit Oldenburger Gemeinde Stuhr, ohne
Detaildarstellung des Harpstedter Gebiets; Grenzverläufe nicht ganz
exakt. Zum Vergrößern anklicken. (Etwas verzerrt fotografierter Ausschnitt aus: Karte von dem Herzogthume Oldenburg. Nach der unter seiner Leitung in den Jahren 1835
bis 1850 ausgeführten allgemeinen Landesvermessung und den geschehenen
Nachtragmessungen entworfen von A. P. Freih. v. Schrenck, Grossherzogl.
Oldenb. Vermessungs-Director. 1858. Gezeichnet von
Vermessungs-Conducteur F. Hennings, gestochen von F. W. Kliewer in
Berlin. 1 : 200.000. Bearbeitet von Martin Teller, Januar 2007. – Ein
praktischer da blattschnittloser Nachdruck der Karte des ganzen
Oldenburger Hauptlandes von 1856 ohne Exklaven aber inklusive Legende,
Maßketten und Gradnetz, hrsg. durch die LGN 1998, ist beim Katasteramt
Oldenburg zu erwerben. Ihre Anschaffung ist Interessenten der
Oldenburger Regionalgeschichte zu empfehlen.)
Die Burg Delmenhorst, seit 1247 erbaut, war
in Mittelalter und früher Neuzeit Sitz mehrerer Nebenlinien des
Oldenburger Grafenhauses. Der benachbarte Burgflecken erhielt 1371
Stadtrecht, die urbane Entwicklung kam aber erst mit der
Industrialisierung im 19. Jahrhundert voran, als Delmenhorst sich zu
einem der (wenigen) Industriezentren im Großherzogtum Oldenburg
herausbildete. 1647 vereinigte Graf Anton Günther die beiden Oldenburger
Linien wieder, doch die ihn beerbenden Dänenkönige verpfändeten u.a. den
Landesteil Delmenhorst von 1711 bis 1731 an das Kurfürstentum Hannover.
1903 wurde Delmenhorst amtsfreie Stadt und schied aus dem damaligen
gleichnamigen Amt aus, das durch die oldenburgische Verwaltungsreform
1933 aufgelöst und im wesentlichen dem
Landkreis Oldenburg zugeschlagen wurde. Die nun kreisfreie Stadt
wuchs um mehrere Bauerschaften der umgebenden Gemeinden, darunter 1935
Adelheide zur Anlegung eines Militärflughafens. Durch die
Niedersächsische Verwaltungs- und Gebietsreform kam zuletzt 1974 die
Gemeinde Hasbergen hinzu.
Martin Teller, 24.1.2007 |
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