Die Liebe

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Meine Liebe ist eine Rose 

Meine Liebe ist wie eine Rose
ihre Blättchen sind zierlich und grün
zage wiegen sie, winken im Winde
hell im Licht scheint die Frische so kühn

Meine Liebe ist wie eine Rose
sie verbirgt sich in Dornen gar viel
wie die Spitzen doch ragen und ranken
für die Neugier ein schmerzvolles Ziel

Meine Liebe ist wie eine Rose
ihr sind zahlreiche Knospen noch klein
still verschlossen dem Wechsel der Tage
sacht verborgen die Düfte, noch rein

Meine Liebe ist eine Rose
deren Blüte kein Sonnenlicht kennt
doch mein schattiges Traumreich der Nächte
ist ein einziges Ornament

(7.5.1989)
 



Nichts als Gedanken?

Nichts als Lächeln
– und das weißt du –
kann von meinen
Lippen gehn,

sagst du Worte
– keines leise –
die so häufig
kopfwärts stehn.

Nichts als Blinzeln
– dieses Spielen –
meiner Augen
wirst du sehn,

läßt du wieder
– meinetwegen –
jener Blicke
Fackeln wehn.

Nichts als Tage
– wohl auch Nächte –
die sich nur um
solche drehn,

die zu Gleichen
– Geist und Gesten –
sprachlos neigen
und verstehn.

(13.3.1994)
 



Hohelied

Was die Liebe ausmacht,
ist ein Tag oder eine Nacht,
wo wir unsere Augen erheben
zum Himmel und sehen
das Licht,
wenn wir unsere Augen schließen
um die Helle innen,

was die Liebe macht
an einem Tag oder einer Nacht,
einzig einer neuen Stunde,
in der wir erkennen
das Licht,
dessen Stimme trägt
die Helle innen und außen,

was die Liebe ist,
aus einem Tag oder einer Nacht
sind wir erwählt,
ist uns geschenkt
das Licht,
flüstern wir doch
mit den Zungen der Seele:
die Liebe erschaffe uns
einen Tag oder eine Nacht.

(3.5.1995)
 



Astronomie

Deine Augen sind zwei Sterne,
leuchten mir den Weg zu dir,
streicheln mich mit Sonnenwärme,
öffnen deinen Himmel mir.

Meine Blicke sind Planeten,
alle deiner Mitte Kreis,
welche diese Bahnen drehten,
seit ich von den Sternen weiß.

(2.9.1990)
 



Im Uhrzeigersinn

Die Uhr schlägt zehn;
ganz ohne Lohn
mag ich nicht gehn,
ich Bürgersohn.

Die Uhr schlägt elf;
sie adelt mich,
zwar mit Behelf,
doch wesentlich.

Und Mitternacht;
durch Kuß und Hand
der Aufstieg lacht,
zum Fürstenstand.

Die Uhr schlägt eins;
ich denk, ich bin
heut Abend Kö-
nig, Königin.

Die Uhr schlägt zwei;
wie wunderbar,
die Nacht vorbei,
wir Kaiserpaar.

(28.8.1992)
 



Devide

I'm standing at the window open
and leaning out for wind and rain,
while something deep and unkind broken
is turning round to win again.

I must admit, this lovely weather
reminds me to your loveliness,
and listen to the drops is better
than nothing – like the kind you bless.

O grey and stale and dully blowing,
o little nothing of a taste,
what am I see, what are you showing,
if not a complete time of waste?

Not just the sky, who cries for laughter,
not just my eyes, who starts to shine,
the purest pains are silent after,
the lucky future free for mine.

There is a name for all this funny
(you may of course not smiling, too),
I'm standing brighter now and sunny,
the only reason: without you!

(18.2.1996)
 



Du hast mein Sein: ich bin dir gut

Es gilt nicht
zu haben,
sondern
zu sein.
Was zählt es
zu sagen:
"Du bist
mein",
und dabei
zu denken:
"Ich habe
dich",
statt viel mehr
zu schenken:
ein duloses
ich?

(1.12.1996)
 



Labial

Wer auch immer eines Tages
deine Lippen küßt,
sollte’s wissen – also sag es:
Sind nicht unbenützt.

Haben zärtlich manche Namen
in den Wind gehaucht,
sind bei denen, die dann kamen
etwas eingetaucht.

All ihr Beben, all ihr Kleben
machten sie nicht bleich.
Stecken immer noch voll Leben,
sind noch immer weich.

(26.9.2003)
 

 


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© Martin Teller - Oldenburg