Das Oldenburger Wunderhorn

Wanderungen

Home Nach oben Straßenforschung Wanderungen Ehrung Barockgärten



Laufendes Bearbeitungsprojekt: Emils Pleitners "Wanderungen durch die Hausvogtei Oldenburg"

In der frühen Neuzeit (im 16. Jh.) unterteilten die Oldenburger Herrscher ihr Land in Verwaltungsbezirke, die Ämter oder Vogteien genannt wurden; je nachdem, ob deren Verwalter ein militärisches Aufgebot befehligte, wie der Amtmann, oder nicht, wie der Vogt. Die Gebiete um die Grafensitze Oldenburg und Delmenhorst wurden (wie anfänglich auch das um Apen) Hausvogteien genannt, weil sie "beim Haus" lagen, d.h. bei einem der oldenburgischen Burgen bzw. Schlösser oder sonstigen Festungsgebäuden.
Die Hausvogtei Oldenburg erstreckt sich von Nord nach Süd und von West nach Ost von Gut Buttel bei Ipwege bis zum Barneführer Holz an der Hunte, vom Wold an der Haaren bis Gellen in Moorriem. Damit deckt sie sich im wesentlichen mit dem Gebiet der heutigen Stadt Oldenburg
die selbstverwaltete Stadt (fast der ganze heutige Innenstadtkern) allerdings ausgenommen , geht an den Rändern teilweise aber auch deutlich darüber hinaus. Die Hausvogtei umfaßt eine größere Zahl von Dörfern und Einzelhöfen bereits mittelalterlichen Ursprungs, die jetzt überwiegend zur Stadt eingemeindet und damit moderne Stadtteile geworden sind. Einen guten Eindruck von der damaligen Siedlungs- und Landschaftssituation gewinnt man bei Betrachtung der um 1790 gezeichneten Karte der Hausvogtei Oldenburg, die als moderne Nachzeichnung (1:25.000, 1960) sowie als Faksimiledruck (drei Blätter, 1:20.000) vorliegt.

Den früheren Bauerndörfern der Hausvogtei merkt man heute ihre ländliche Vergangenheit nicht mehr überall an. Ihre spezielle Geschichte wird auch zwischen 1921 und 1925 nicht mehr im allgemeinen Bewußtsein gewesen sein, als (der beim Oldenburgischen Quellenbuch näher vorgestellte) Emil Pleitner auf populäre Weise daran erinnerte, indem er seine immer noch gern gelesenen und oft zitierten literarischen "Wanderungen durch die Hausvogtei Oldenburg" unternahm. Genauer handelt es sich hauptsächlich um archivalische Wanderungen, denn seine geschichtlichen Querschnitte und Szenenbilder der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Siedlungsorte rings um die alte Stadt Oldenburg beruhen auf gründlicher Quellenrecherche in den Beständen des damaligen Großherzoglichen Haus- und Zentralarchivs, heute Staatsarchiv Oldenburg.
Die "Wanderungen", die keinen Ort der Hausvogtei auslassen und im Eifer der Erzählung sogar bis zum Kloster Blankenburg führen (das bereits in einer Nachbarvogtei liegt), sind nie als Buch gedruckt worden, sondern waren als Zeitungsartikelserie in den "Nachrichten für Stadt und Land" erschienen. Es hat daher schon immer einige Mühe bereitet, wenn man die inhaltsreichen Wanderungen komplett sammeln wollte, die nach Hinrichs (Geschichte der Stadt Oldenburg, Bd. 1, Fußnote 143) "[...] insgesamt das bedeutendste lokalhistorische Werk eines Oldenburger Historikers dar[stellen] und [...] eine gesammelte Neuauflage [verdienen]."

Geschichtliche Wanderungen durch die Hausvogtei Oldenburg. (Nach archivalischen Quellen dargestellt.) Von Emil Pleitner.

Zeitungsausschnitt aus den Nachrichten für Stadt und Land mit dem Titel von Pleitners Artikelserie

Dieser Wunsch kam auch in mir auf, seit ich die Wanderungen Mitte der 1990er Jahre kennenlernte, weshalb ich mir dessen Erfüllung nun selbst zur Aufgabe gemacht habe. Mit einer bloßen zusammenfassenden Wiedergabe der Texte ist es freilich aus verschiedenen Gründen nicht getan. Zum einen kenne ich keinen Archivbestand in der Stadt Oldenburg, wo ausnahmslos jeder Einzelartikel der Wanderungen komplett und mitsamt seinen (korrekten) Erscheinungsdaten vollständig vorhanden ist. Es muß also zur Beschaffung zuerst noch recherchiert werden. Die Eingabe der mehreren hundert in enger Frakturschrift gedruckten Artikelteile nimmt einige Zeit in Anspruch, wenn man niemanden mit Zuarbeit beauftragen kann bzw. wegen der gebotenen Sorgfalt in solchen Fällen auch nicht möchte. Wichtiger als die formalen sind aber inhaltliche Hindernisse:
Emil Pleitner war ein ungeheuer fleißiger Schriftsteller, ein gewaltiger Jäger und Sammler der Regionalgeschichte gewissermaßen, der aber, um es mit Günther-Arndt (Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, S. 563) zu sagen, weniger Fähigkeiten besaß, "einen Stoff historisch-kritisch durchzuarbeiten". So enthalten die Wanderungen, abgesehen von schmerzlich vermißten Quellennachweisen,
neben vielen interessanten Informationen leider auch etliche Sachfehler und Fehlinterpretationen historischer Zusammenhänge, die bei einer Neuherausgabe unbedingt gekennzeichnet werden müssen, wobei sich eine gründliche Kenntnis der lokalen Siedlungssituation als hilfreich erwiesen hat. Ein zusätzliches Problem stellen die aus seiner Zeit heraus zu verstehenden franzosenfeindlichen Einlassungen dar, die einer geschichtlich eventuell nicht hinlänglich vorgebildeten Leserschaft ebenfalls zu erläutern sind. Vorrangig geht es bei der Bearbeitung um korrigierte Wiedergabe der historischen Inhalte, doch zum besseren Vergleich soll zusätzlich die heutige Siedlungsgeographie wenigstens in groben Zügen beschrieben werden. Angelegt ist das Werk auf bis zu 400 DIN A4-Seiten Typoskripttext und etwa 1800 Fußnoten mit vielen Quellenangaben, umfangreichen Korrekturen und ergänzenden Kommentierungen zur Geschichte der heutigen Oldenburger Stadtteile und umliegender Orte.

Mit Prognosen zur Fertigstellung des Buches bin ich noch vorsichtiger geworden, nachdem die Arbeit aus fachlichen Gründen bereits mehrere Male unterbrochen werden mußte; nicht zuletzt, um dieses Internetangebot zu erstellen. Sie ist dennoch gut vorangekommen, Textrecherche und -erfassung sind bis auf eine kleine Nacharbeit im Staatsarchiv abgeschlossen, und der fachliche Apparat (Textkorrektur und Fußnoten) ist auch schon weitgehend angelegt.

Geschichtsinteressierte Leserinnen und Leser können sich vorab (buchstäblich) ein Bild von den "durchwanderten" Orten verschaffen, wenn sie sich die von mir erstellte

„Wanderkarte“

der Hausvogtei Oldenburg ansehen möchten. (Zum problemlosen Aufrufen der Pdf-Datei siehe nötigenfalls die Hinweise rechts neben dem Einband des Oldenburgischem Quellenbuches auf der Seite Quellenedition. )
 

Martin Teller, 13.9.2005

 


Zurück Home Nach oben Weiter

http://www.Stadt-Land-Oldenburg.de / www.Stadt-Land-Oldenburg.info